Sonntag, 16. August 2009

dicke zeit

eine kleine sommererzählung ... teil III
teile I und II sind hier nachzulesen.


Die Sonne bringt den Lack der weißen Holzveranda so sehr zum Leuchten, dass er Hanna blendet. Sie greift nach ihrer Tasche, sucht die neue, teure Sonnenbrille hervor. Beim Kramen findet sie den Zettel, den mit der Anschrift ... Hanna liest, sinnt, schüttelt den Kopf, will den Zettel zerknüllen – hält inne ... und nun bekommen ihre Augen den Ausdruck von etwas Festem, Sicherem.


Sie legt die Sonnenbrille aus der Hand, kramt weiter in der Tasche, schiebt Tasse und Teller beiseite und breitet dann den hervorgezogenen Stadtplan auf dem Tisch aus. An einer Stelle macht sie mit dem Kugelschreiber ein fettes Kreuz.
Dann erhebt sie sich, trägt das Geschirr in die winzige Küche, verstaut es im Spülbecken.
Im Badezimmer zieht sie ihre helle Leinenhose und den Baumwollpulli an, legt Make up auf, bindet ihr blondes langes Haar hoch und verlässt das Häuschen.
Im Schuppen findet sie das im Prospekt angekündigte Fahrrad. Sie probiert vorsichtig, tritt in die Pedale, spürt, dass das Rad sie trägt – und fährt los.

Der sandige Weg führt wieder an der Küste entlang. Jetzt nordwärts.
Sie fährt dort vorbei, wo der Öresund seine engste Stelle hat.
Nur ein paar Kilometer beträgt die Entfernung hinüber zur dänischen Insel Seeland.
Sie biegt nun in südwestlicher Richtung ab und durchradelt kleine Ortschaften, die verschlafen im zeitigen Morgen liegen.
Einmal bremst sie so scharf, dass ihr Hinterrad ausschert und sie vom Rad springen muss. Hanna durchwühlt in heißer Angst ihre Tasche und findet aufatmend den Zettel mit der Anschrift. Erleichtert fährt sie weiter.

Von weitem schon sieht sie einen Kirchturm, der in den blauen Himmel ragt. Der sandige Weg wird zur Straße mit holprigem Pflaster.
Eine Kleinstadt gruppiert sich um den Marktplatz.
Am Gemeindehaus hängt die blau-gelbe Flagge Schwedens. Sonnenschein spiegelt sich auch hier in blanken Fenstern. Vom Platz aus führen Straßen in verschiedene Richtungen.
Auf dem Markt tummelt sich schon fröhliches Leben. Stände werden mit Ware bestückt. Ladenbesitzer, die in den Häusern rund um den Platz ihre Geschäfte haben, öffnen ihre Türen und stellen Werbeständer davor.
Das Bild rundet sich und Hanna hat ihre Freude daran.
Sie erspäht ein kleines Kaffee in der Nähe des Marktbrunnens. Ein steinerner Junge lässt seinen Pinkelstrahl im Tageslicht glitzern.
Belustigt sucht sich Hanna einen Platz an einem der runden Tische, bestellt sich einen Cappucchino und lehnt sich entspannt zurück.

© by gh

fortsetzung folgt.